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Greifswald. Stefan Stark darf etwas, wovon andere nur träumen können: Kostenlos tanken. Grund: Er ist Besitzer eines Elektrofahrzeugs — momentan offenbar die einzige Privatperson in der Hansestadt, die sich diesem alternativen Gefährt verschrieben hat. Bei der gestrigen Inbetriebnahme der ersten öffentlichen Schnellladestation für Elektrofahrzeuge in Mecklenburg-Vorpommern auf dem Parkplatz des Freizeitbades hatte der 42-Jährige deshalb gut Lachen: Die Stadtwerke Greifswald als Betreiber offerieren diesen neuen Rund-um-die-Uhr-Service, ohne dass die Kunden dafür etwas zahlen müssen. Allerdings gibt es zurzeit sowieso nur eine verschwindend geringe Anzahl von potentiellen Nutzern: Ganz MV zählt gerademal 61 Elektrofahrzeuge. Dem gegenüber erscheinen die Investitionskosten von 30 000 Euro für die Ladestation als teuer.
„Wir sehen das als Marketingmaßnahme“, begründet Unternehmenschef André Dreißen die Ausgabe. Denn wer, wenn nicht der regionale Energieversorger soll sich um eine Forcierung moderner Fortbewegungsmittel kümmern, argumentiert der Geschäftsführer. Immerhin: Bundesweit sind Elektroautos im Kommen. Zwar nimmt die Zahl der Fahrzeuge mit neuen Antriebssystemen in Deutschland gegenwärtig nur einen Anteil von 1,5 Prozent am Gesamtaufkommen der Kfz ein. Doch die Tendenz ist klar: Während 2010 erst 541 E-Fahrzeuge neu zugelassen wurden, waren es im Vorjahr bereits 2573.
Ziel der Bundesregierung ist es, 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf den Straßen zu haben.
Die Stadtwerke Greifswald liegen somit voll im Trend und bauen auf Menschen wie Stefan Stark. Der Fahrradhändler hat sich seinen E-Transporter bereits vor einem Jahr angeschafft. „Aus Umweltgründen“, wie er sagt, und „weil ich auch Elektrofahrräder verkaufe. Das passt doch“, erklärt der Tutower. Nach Hause fahre er 30 Kilometer. Für seinen Renault kein Problem: Die durchschnittliche Reichweite nach dem Aufladen der Batterie liege je nach Fahrgeschwindigkeit bei 130 Kilometern. Bislang zapfte er zu Hause seinen Strom — vornehmlich nachts, weil der Tarif preiswerter sei und das Aufladen mit seinem System acht bis neun Stunden dauere.
Die Schnellladestation der Stadtwerke funktioniert mit einer anderen, nämlich der Gleichstromtechnik. Deshalb geht es viel fixer. Trotzdem macht sich Ingo Bonath, bei den Stadtwerken für die E-Mobilität zuständig, nichts vor: Die Masse an Leuten werde so schnell nicht auf ein Elektrofahrzeug umsteigen. Der Grund: zu kostspielig. „Die Batterie macht es so teuer, die kostet allein um die 10 000 Euro“, berichtet Bonath. Es sei denn, der Besitzer kann sie mieten — wie es Stefan Stark tut. Das Aufladen, wenn man es denn bezahlen müsste, ist relativ kostengünstig. Pro 100 Kilometer spricht die Autobranche von drei bis fünf Euro Stromkosten. Da kommt kein Benziner mit.
Deshalb wollen die Stadtwerke, die übrigens selbst vier Elektrofahrzeuge besitzen, den Strom über die Ladestationen langfristig verkaufen. Nach heutigen Erkennissen benötige ein Automobil durchschnittlich 3000 Kilowattstunden pro Jahr — so viel wie etwa ein Zwei- bis Drei-Personen-Haushalt. Damit können bis zu 12 000 Kilometer zurückgelegt werden.
7114 Elektrofahrzeuge waren am 1. Januar 2013 in Deutschland zugelassen, ein Jahr zuvor zählte das Kraftfahrtbundesamt 4541 Autos, am 1. Januar 2011 gar nur 2154 E-Fahrzeuge. Ziel der Bundesregierung ist es, dass 2020 eine Million E-Autos auf den Straßen fahren. Doch noch schrecken hohe Preise und geringe Reichweiten Käufer ab.
61 Elektroautos sowie 29 Krafträder mit E-Antrieb fahren derzeit völlig geräuschlos auf den Straßen in MV. In Niedersachsen sind 705 E-Autos registriert, in Hessen 598.
Reine Elektrofahrzeuge aller Fahrzeugklassen werden neuerdings zehn Jahre von der Kfz- Steuer befreit.
Zu den Alternativen gehören auch Fahrzeuge, die mit Flüssiggas oder Erdgas betrieben werden, oder Hybridautos. Das sind in der Regel Fahrzeuge, die über einen Benzin- und einen Elektromotor verfügen.
Im Oktober 2011 nahmen die Stadtwerke auf ihrem Gelände in der Gützkower Landstraße die erste Solartankstelle für E-Mobile in Betrieb. Sie basiert zu 100 Prozent auf direkt vor Ort erzeugtem Ökostrom. Das heißt, die Energie wird gänzlich ohne CO2-Ausstoß gewonnen.
Ostsee Zeitung - Petra Hase (13.04.2013)